Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg Ansbach | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen
Foto: Unteres Tor mit Färberturm und Stadtkirche
Andreas Osiander | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen
Notgeld der Stadt Gunzenhausen - 20 Millionen Mark

1200 Jahre Gunzenhausen – spannender Blick zurück

von Manuel Grosser

Ausstellung Lochkamera 1200 Jahre Gunzenhausen

Es ist ein visueller Trip in die jüngste Vergangenheit, und doch erinnern die rund 400 Bilder eher an die Anfänge der Fotografie, das Viktorianische Zeitalter oder alte Dracula- oder Frankensteinfilme in schwarz-weiß. Eingeladen zu diesem spannenden „Blick zurück“ hatte der Verein Kunstforum Fränkisches Seenland, der vergangenen Freitagabend im Rahmen einer kurzweiligen Vernissage die tollen Ergebnisse des 1200-Jahre-Projekts „Lochkamera“ präsentierte. Mit dabei: camera obscura-Papst Günter Derleth, der die Aktion von Beginn an mit Rat und Tat begleitete. Die rund 400 Bilder können noch bis zum 11. Februar 2024 im M11 kostenlos besichtigt werden.

 

Die gestellte Aufgabe war denkbar einfach: „Was fällt Ihnen zum Thema Gunzenhausen und/oder zum Stadtjubiläum ein? Machen Sie ein Foto davon und reichen Sie es im Laufe des Jahres 2023 beim Kunstforum Fränkisches Seenland e.V. ein.“ Problem 1: Fotografiert werden musste mit einer camera obscura, einer kleinen Lochkamera, die im Vorfeld von Günter Derleth und seinem Team 1200x aus Karton handgebastelt und das Jubiläumsjahr über an Bürgerinnen und Bürger, Freunde der Stadt oder Touristen kostenlos verteilt wurde. Problem 2: Der Kamerakarton hatte an der Vorderseite zwar eine kleine Öffnung zum Fotografieren, diese war jedoch mit einem Klebestreifen versiegelt und musste zum „Bild machen“ abgezogen werden. Nach einer Minute musste das Loch wieder versiegelt werden. In dieser Zeit durfte die Lochkamera bestenfalls nicht bewegt werden, dazu brauchte es ausreichend Helligkeit und ein interessantes Motiv.

 

Was in Zeiten der Digitalfotografie seltsam anmutet, war schon Aristoteles bekannt, Günter Derleth hat dieses Prinzip jedoch zur Kunstform erhoben und arbeitet mittlerweile seit 25 Jahren nach der camera obscura-Logik. Das Besondere: Der Fotografierende weiß nie, was am Ende rauskommt, außerdem werden Bewegungen aufgrund der langen Belichtungszeit nicht festgehalten. Dies führt zu erstaunlichen Ergebnissen, beispielsweise zu einem menschenleeren Gunzenhäuser Marktplatz zur gut besuchten Wochenmarktzeit. Übrig bleiben nämlich nur die unbeweglichen Stände und Auslagen, die sich ständig bewegenden Menschen werden nicht auf Bild festgehalten.

 

Die im M11 zu sehenden Motive sind abwechslungsreich und überraschend. Dazu haben sich generationenübergreifend Interessierte an der Aktion beteiligt, auch eine Schulklasse hat mitgemacht. Zu sehen sind Wahrzeichen der Stadt, aber auch private Gärten, das Kerwa-Riesenrad oder Alltagsgegenstände. Nicht alles ist auf den ersten Blick klar erkennbar, manchmal deuten nur Schemen das Fotografierte kryptisch an. „Die Bilder wirken wie Zeugnisse aus einer anderen Zeit“, betont Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Heute sind wir es gewohnt, technisch einwandfreie Bilder zu schießen. Mit dieser Aktion sind wir einen Schritt zurückgegangen und sind damit tiefer in die Seele Gunzenhausens eingetaucht. Alle, die mitgemacht haben, konnten unsere schöne Stadt noch besser kennen lernen. Ich danke für die Offenheit und allen, die sich an dieser tollen Aktion des Kunstforums beteiligt haben.“

 

Das Fotoprojekt wurde von der Stadt Gunzenhausen finanziell unterstützt und ist ein weiteres kulturelles Highlight im Zusammenhang mit dem Jubiläum. Wissenswertes zur Ausstellung, Öffnungszeiten und Ansprechpartner sind unter www.kunstforum-fraenkisches-seenland.de zu finden.     

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