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Notgeld der Stadt Gunzenhausen - 500 Milliarden Mark
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Foto: Marktplatz (Rathausstraße)

Der Blasturm - ein Gunzenhäuser Wahrzeichen

von Melanie Proske

Stolz steht er da, mit seinen 33 Metern Höhe. Der Blasturm ist eines der Wahrzeichen der Stadt. 2023 kann Gunzenhausen sein 1200jähriges Bestehen feiern und auch der Blasturm darf dann auf ein respektables Alter von 420 Jahren zurückblicken und quasi Geburtstag begehen. Damit er sich im Jubiläumsjahr von seiner besten Seite präsentieren kann, ist der Turm seit einiger Zeit eingerüstet und umfassende Sanierungsarbeiten sind im Gange.
Dies soll zum Anlass genommen werden, auf die Geschichte dieses stattlichen Gebäudes zu blicken.

Foto: Der Blasturm um 1910, Stadtarchiv Gunzenhausen
Foto: Der Blasturm um 1910, Stadtarchiv Gunzenhausen

Die Stadtbefestigung Gunzenhausens bestand aus einer sog. Drei-Tor-Anlage, das heißt, dass im Süden, Westen und Osten jeweils ein Torturm den gesicherten Zugang zur Kernstadt gewährleistete und zwar das Weißenburger Tor, das Brückentor und eben der Blasturm, der zeitweise auch die Bezeichnungen Ansbacher Torturm bzw. Nürnberger Torturm führte. Dessen Vorgänger wurde erstmals 1466 als ‚Neues Thor‘ erwähnt wobei offenbleibt, ob zu jener Zeit an dieser Stelle erstmals ein Torturm gebaut oder ein Ersatzbau für ein bestehendes Gebäude errichtet wurde. Auch ist die Frage, ob der Turm wie in der Heimatliteratur behauptet, tatsächlich 1578 einstürzte, nicht mit Sicherheit zu bejahen, da durch archivalische Quellen nicht zu belegen. Ebenso die Behauptung, dass nach dem Einsturz angeblich 25 Jahre vergingen, bis es zum Bau unseres heutigen Blasturms kam. Dagegen spricht eindeutig, dass die enorme Beeinträchtigung der Stadtsicherheit durch solch eine gravierende Lücke über eine solche zeitliche Distanz undenkbar sein dürfte.

 


Fakt ist, dass sich die Stadtväter 1603 zu einem repräsentativen Neubau entschlossen und den Auftrag dazu an einen ‚welschen‘ Maurer, also einen aus Italien bzw. Frankreich stammenden Fachmann vergaben. Die Baukosten beliefen sich auf 645 Gulden (umgerechnet ca. 26.000 Euro), eine für damalige Verhältnisse enorme Ausgabe für den Stadtsäckel. Wenige Jahre später kam eine Glocke in den Turm mit der Umschrift ‚Zu Gottes Lob, Ehr und Dienst gehör ich, Christoph Glockengießer zu Nürnberg goß mich 1607‘.

Aufschlussreich sind immer wieder die Ausgaben des Bürgermeisteramts für den Blasturm, so u.a. 1694, als der Türmer Morgenroth für das Fernglas auf dem Turm ein spezielles Glas in Nürnberg anfertigen ließ. 1699 beschloss der Rat, dass die beiden auf dem Turm befindlichen ‚Stücklein‘ - dabei handelt es sich um Hakenbüchsen bzw. Arkebusen - als Geschenk an den regierenden Markgraf gingen und auf die Festung Wülzburg abtransportiert wurden.


Der Blasturm ist seit jeher ein beliebtes Motiv.
Hier ziert er beispielsweise eine Postkarte aus dem Jahr 1910 sowie einen Bierdeckel der Brauerei Lederer (um 1950).
Fotos: Stadtarchiv Gunzenhausen


Jahrhundertelang war der Blasturm Arbeitsplatz und Wohnung der Türmer, die gleichzeitig auch Stadtmusikanten waren. Christian Friedrich Möbius war der Letzte einer langen Reihe von Männern, der im obersten Geschoss des Turmes die Dienstwohnung bezog und den städtischen Wächter- wie auch Musikantendienst versah. 1816 trat er in die Dienste der Stadt Gunzenhausen und musste es hinnehmen, dass ihn der Stadtmagistrat 1860 nach erheblichen Klagen über seine musikalischen Qualitäten des Postens als Stadtmusikus enthob, die neue Stelle des Stadtmusikmeisters schuf und er bis zu seinem Tode 1874 im Alter von 86 Jahren ausschließlich den Wächterdienst innehatte.

Vom Dienstantritt Möbius‘ hat sich dessen ‚Übersicht der Berufspflichten des Stadtmusicus und Thürmers‘ erhalten.

Die zwölf Punkte umfassende Dienstinstruktion lautete u.a. dass er
• sowohl bey Tag, als auch bey Nacht sich von Zeit und wenigstens alle halbe Stunden nach den vier Himmelsgegenden umzusehen habe, ob er nirgends eine Feuersbrunst wahrnimmt
• von abends 10 Uhr bis des morgens 4 Uhr in den Monaten März bis October, bis 5 Uhr aber von November bis Ende Februar alle halbe Stunden ein Zeichen mit der Pfeife zu geben
• sobald er in der Stadt ein Feuer gewahr wird, so hat er sogleich durch oftmaliges und geschwindes Anschlagen der Glocke Kenntnis zu geben und zugleich auf der Seite des Thurms, von wo aus das Feuer gesehen wird, am Tage die rothe Fahne, bey Nacht aber ein brennendes Licht in einer Laterne auszuhängen
• ist er verpflichtet, sich so viele Gesellen und Lehrjungen zu halten, als zu einer vierstimmigen Musik erforderlich ist. Dieselben müßen aber auch nicht bloß Tanzmusik, sondern zum Vortrag größerer musicalischer Werke, z.B. Sinfonien, Quartetten etc. befähigt seyn
• muß er an allen Sonn- und Feyertagen, von Mai bis September auch an Wochentagen und zwar in jeder Woche wenigstens einmal zur Mittagszeit vom Thurme herab mit Blasinstrumenten vollständig Musik machen

 

Gunzenhausens letzter Türmer war ab 1947 Friedrich Dorner. Nach dessen Tod entschied der Stadtrat in seiner Sitzung vom 14. Juni 1951, die Türmerstelle nicht mehr zu besetzen.

 

 

Foto: Ein Blick in die Türmerstube, Stadtarchiv Gunzenhausen
Foto: Ein Blick in die Türmerstube, Stadtarchiv Gunzenhausen

Wenn der Blasturm nach seiner umfassenden Sanierung - die letzten großen Renovierungen waren 1933 bzw. 1981 - in neuem Glanz erstrahlt, wird er hoffentlich noch für viele Generationen ein Synonym für Heimat sein.
Wie heißt es im 1951 entstandenen Lied ‚Der alte Blasturm‘ so schön:


‚Glücklich ist der Mensch, der eine Heimat hat.
Lieber Blasturm, kannst Du das verstehn?
Drum behüt mir meine Heimatstadt, wenn mal schwere Stürme weh’n.
Hast mit uns geweint und hast gelacht und uns Tag und Nacht bewacht.‘

Werner Mühlhäußer

 

 

Foto: Blick aus dem Blasturm, Stadtarchiv Gunzenhausen
Foto: Blick aus dem Blasturm, Stadtarchiv Gunzenhausen

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