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Jukebox-Abend der Ohrwürmer mit dem Solina Cello-Ensemble

von Manuel Grosser

Bild Solina Cello-Ensemble in der Spitalkirche

Analoge Kassettenkinder und Vinyl-Liebhaber der Prä-Spotify-Ära wissen um den Charme alter Jukeboxen. Das leicht abgegriffene 50-Pfennig-Stück noch ein wenig an der Außenhülle des patinierten Blechkastens glattgerieben, dann mit leichtem Schwung in den Münzschlitz geworfen und einen Song auf dreckig-speckigen Nummerntasten gewählt. Durch eine meist stark verkratzte Plexiglasscheibe ließ sich beobachten, wie die verführerische Maxi-Single per futuristischem Roboterarm aufgelegt wurde… die Töne erklangen (aus meist furchtbar blechern klingenden Lautsprechern). War das Lied vorbei, kam der nächste Kunde oder das nächste Lied an die Reihe, die Genres wechselten schneller als Angus Young auf seiner Gitarre jemals spielen konnte. Die Legende erzählt: Auf diese Weise wurden nicht nur massig Hosentaschen oder Biergläser geleert, auch menschliche Beziehungen nahmen an mancher Jukebox ihren Anfang (oder das Ende). Das Solina Cello-Ensemble aus Ingolstadt hat sich dieses Kopfkino bravourös zu eigen gemacht und präsentiert unter dem Motto „Bärenstark“ ein Jukebox-Gedächtnisprogramm, gespielt auf Cellos. Vergangenen Sonntag war das famose Duo in der Spitalkirche zu Gast. Präsentiert hatte das Event die Kulturmacherei Gunzenhausen im Rahmen der Sommerklänge-Reihe zu Ehren des Gunzenhäuser Stadtjubiläums.

 

Als bunter Jukebox-Abend der vermaledeiten Ohrwürmer wird das feine Konzert mit dem Solina Cello-Ensemble in äußerst positiver Erinnerung bleiben. Veranstaltungsort war die Gunzenhäuser Spitalkirche, welche eine überraschend gute Akustik aufwies. Die beiden Violoncellistinnen Katrin Banhierl und Heike Schuch spielten sich Querbeet durch die Musikgeschichte, angefangen bei Klassik (Dmitri Schostakowitsch, Edvard Grieg oder Tomaso Albinoni), über Filmmusik (Moon River, Smile oder Eye oft the Tiger) bis hin zu Pop und Rock (U2, Scorpions oder Boney M). Die Songs dauerten Jukebox-like in der Regel nicht länger als drei Minuten, dazwischen moderierten die beiden Musikerinnen mit viel Witz und Charme. Das gut gelaunte Publikum hatte immer was zu lachen, wurde im zweiten Teil des Konzerts aber auch Teil des Ganzen. Zu Beginn wurde eine Jukebox-Liste mit 20 Songs verteilt, wovon die kleinen und großen Zuhörerinnen und Zuhörer Lieblingslieder wählen konnten. Platz 1: Schwanensee von Pjotr Tschaikowski.

 

Am Ende, verdientermaßen Standing Ovations und eine Zugabe, welche für den Ort nicht passender hätte sein können: Hallelujah von Leonard Cohen - solch Impulse braucht die Klassikszene, um auch das jüngere Publikum zu erreichen. Katrin Banhierl und Heike Schuch sind tatsächlich ein bärenstarkes Duo und interpretieren Songs, bei denen wohl niemand ernsthaft an Cellos denken würde.

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